„Ich lass dich in meine Welt hinein“
Erste Integrationskonferenz sammelt Anregungen und Ideen für das Zusammenleben mit Migranten
Von Christine Tibroni
KREIS COESFELD.
Das Schöne an Lyrik ist, dass sie mit wenigen Worten alles zu sagen vermag. So war es auch mit dem Lied „Freier Fall“, das die Sängerin „Shubangi“ gestern auf der ersten Integrationskonferenz des Kreises Coesfeld im Dülmener Barbara-Haus vortrug. Leidenschaftlich und gefühlvoll sang die junge Frau, deren Eltern vor über 30 Jahren aus Sri Lanka nach Deutschland kamen: „Freier Fall. Ich lass mich auf dich ein, ganzohne Angst, lass dich in meine Welt hinein.“ Genau das ist Integration: Sich auf den anderen und sein Anderssein einzulassen und ihm gleichzeitig Türen zu öffnen, das für ihn Neue, Fremde, Andere kennenzulernen, zu verstehen und ein Stück weit anzunehmen.
Dass dieser Prozess inzahlreichen Orten des Kreises Coesfeld vor allem von ehrenamtlichen Kräften längst nicht nur angestoßen, sondern gelebte Praxis ist, wurde bei der Integrations-
konferenz mehrfach betont. Jetzt geht es darum, über die Kirchturmspitzen zu schauen, Kräfte zu bündeln und Strukturen aufzubauen. Mit der Einrichtung des Kommunalen Integrationszen-
trums durch den Kreis Coesfeld ist ein wichtiger Schritt getan. Die Integrationskonferenz mit rund 170 Teilnehmern galt gestern als Startsignal, die Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg zu intensivieren und Ideen zu sammeln, wie Integration gelingen kann.
Impulse gab die Literaturund Sprachwissenschaftlerin Dr. Dörthe Schilken, die deutlich machte, dass Sprache zwar der Schlüssel zur Integration sei, damit Integration gelinge, brauche es jedoch den „Kontakt zur wirklichen Gesellschaft“, zum Alltagsleben und -erleben der Menschen. „Hier sind die Ehrenamtlichen, die sich für Flüchtlinge einsetzen und sie sehr intensiv begleiten, wichtige Schnittstellen“, so Schilken, die Integration gleichwohl als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden wissen wollte. Diese Aufgabe brauche auf beiden Seiten „den Willen zur Integration, Lernbereitschaft, das Wahrnehmen und Akzeptieren von Unterschieden und Geduld.“ Der Politik gab Schilken als Forderung mit auf den Weg, Abläufe und Wartezeiten nicht
zuletzt im Asylverfahren zu vereinfachen und zu reduzieren, damit Flüchtlinge frühzeitig Klarheit über ihre Bleibeperspektiven haben und möglichst schnell wieder Kontrolle über ihr eigenes Leben bekommen – zwei Aspekte, die Schilken als weitere Voraussetzungen für
Integration bezeichnete.
Nach den einführenden Worten hatten die Teilnehmer der Konferenz am Nachmittag Gelegenheit, im World Café an konkreten Themen zu arbeiten und Meinungen und Ideen ein-
zubringen, die auch Eingang in das noch aufzustellendeIntegrationskonzept finden sollen.